Das Schuldscheindarlehen - Alles was Sie darüber wissen müssen

In den vergangenen Jahren hat das Finanzierungsinstrument des Schuldscheindarlehens wieder an Relevanz gewonnen.

Schuldscheindarlehen ziehen in Zeiten des Niedrigzinsumfelds und volatilen Kapitalmärkten immer mehr Investoren an und haben sich als Alternative zu klassischen Bankkrediten etabliert.

Was ist ein Schuldschein?

Der Schuldschein kombiniert die Eigenschaften einer Anleihe, eines klassischen Kredits und eines Konsortialkredits. Laut deutschem Recht (BGB) wird er als bilaterale private Platzierung geführt und fällt damit nicht unter das Wertpapierprospektrecht. Daher müssen keine ausgiebigen Dokumentationspflichten erfüllt werden. Der Schuldschein ist also sehr flexibel, bietet aber einen hohen Grad an Standardisierung.

Vergleicht man das Schuldscheindarlehen mit einer Anleihe, stellt man fest, dass der Schuldschein einen deutlich günstigeren und schnelleren Emissionsprozess bietet. Während bei Anleihen die Erstellung eines Wertpapierprospekts und ausführliche Dokumentationen vorgeschrieben sind (bis zu 600 Seiten), kann die gesamte Dokumentation eines Schuldscheins in wenigen Seiten erfasst werden

Zudem ermöglicht er Volumina, die mit klassischen Krediten nicht möglich sind. Dies liegt vor allem daran, da es sich beim Schuldschein um einen unbesicherten, bilateralen Kredit mit geringen Kreditsicherungsabsprachen handelt.

Im Schuldscheinprozess agieren in der Regel folgende Akteure. Der Investor, der Emittent und der Arrangeur. Investoren sind vor allem Banken oder Versicherungsunternehmen. Emittenten sind üblicherweise Unternehmen mit hohen Jahresumsätzen von 150 Millionen bis zu 5 Milliarden Euro. Mittlerweile werden auch immer mehr mittelständische Unternehmen im Bereich der Schuldscheindarlehen aktiv, hier liegen die Losgrößen bereits bei Beiträgen im kleinen zweistelligen Millionenbereich. Als Arrangeur fungieren oft Banken oder Finanzmakler. Sie leiten Verhandlungen und bieten Beratungsleistungen.

Ein Schuldschein ist, verglichen mit einem Bankkredit, deutlich weniger restriktiv bezüglich Kreditsicherungsabsprachen, da das Kapital als Investition und nicht als Kredit angesehen wird. Ein weiterer Grund für die steigende Beliebtheit des Schuldscheins sind auch die buchhalterischen Erfassungsregeln. Als ein urkundenbasiertes Instrument kann der Schuldschein mit seinem Nominalwert mit Abgrenzungswerten erfasst und muss nicht nach Marktwert verbucht werden. Daher ist der Schuldschein unkompliziert in der Verarbeitung und ist resilienter gegenüber Schwankungen am Markt.

Die Aufnahme eines Schuldscheins

Ein Schuldschein kann auf zwei verschiedene Arten aufgenommen werden.

Möglichkeit #1 – Die Breite Platzierung des Schuldscheins

Der Emittent legt mit dem Arrangeur die Höhe des Schuldscheindarlehens, die Stückelung, die Bedingungen der Preisfeststellung und die Vermarktungszeit fest. Der Arrangeur nimmt anschließend Kontakt zu potenziellen Investoren auf. Wenn diese Investoren Interesse an einem Anteil haben, wird deren Kaufabsicht in ein Orderbuch aufgenommen. Nach dem Ende der Vermarktungszeit erfolgt die Preisfeststellung sowie die Zuteilung der Volumina an die Investoren.

Möglichkeit #2 – Die Privatplatzierung

Bei dieser Methode wird keine große Investorenbasis angesprochen, sondern es werden nur ausgewählte Investoren kontaktiert. Es gibt keine festgelegte Vermarktungszeit und kein Orderbuch. Dieses Verfahren wird in der Regel bei ungewöhnlichen Laufzeiten, bei kleineren Volumina oder besonderen Tilgungsstrukturen eingesetzt. Die Aufnahme eines privaten Schuldscheins ist auch ohne Arrangeur möglich.

Der typische Schuldschein-Emissions-Prozess

Der Schuldschein und die Digitalisierung

Ein zusätzlicher Grund für die steigende Beliebtheit ist das Potenzial für die Digitalisierung von Schuldscheindarlehen. Vor allem die Strukturierung und Platzierung von Schuldscheindarlehen können digital abgebildet werden.

Aufgrund dessen tauchen immer mehr digitale Plattform-Unternehmen auf dem Markt auf, welche digitale Dienstleistungen rund um die Begleitprozesse der Schuldscheinemission anbieten. Der traditionelle Ablauf enthält viele ineffiziente Schritte, welche mit der Digitalisierung nichtig gemacht werden sollen. Unter anderem wird auch die Blockchain-Technologie dafür genutzt.

Mittlerweile gibt es zahlreiche Plattform Lösungen für die digitale Abwicklung von Schuldscheindarlehen wie beispielsweise VC-Trade oder BBVA. Der Boom zieht auch größere Emittenten, wie beispielsweise Lufthansa an was zu deutlich höheren Transaktionsvolumina führt. Aber auch kleine Emittenten profitieren von den Plattformen, da auch kleinere Transaktionsvolumina effizient abgewickelt werden können.

Die Digitalisierung des Schuldscheines ist jedoch noch nicht vollends abgeschlossen. Die meisten Plattformen können bereits den gesamten Zyklus, d.h. Strukturierung, Marketing, Bookbuilding, Settlement und Post-Settlement, abbilden. Da der Schuldschein auf Urkunden basiert, muss der wichtigste Schritt der Zertifikatssignatur noch immer analog und in Abstimmung mit einem Notar erfolgen.

Schuldscheindarlehen: Risiken und Chancen

Die Vor- und Nachteile von Schuldscheindarlehen.

Vorteile

Einer der größten Vorteile eines Schuldscheindarlehens ist, dass Darlehensnehmer eine hohe Kreditsumme aufnehmen können. Zudem bieten sie, im Gegensatz zum Konsortialkredit, günstige Konditionen, was die Laufzeit und die Höhe des Zinssatzes betrifft.

Aufgrund der geringeren Komplexität sind die Gebühren für Verwaltung und Vermittlung niedriger als bei Anleihen.

Ein Mindestvolumen ist nicht vorgegeben, bereits ab einer verhältnismäßig geringen Summe ist die Aufnahme eines Schuldscheindarlehens möglich (teilweise ab 10 Millionen Euro).

Zudem muss der Kreditnehmer kein börsennotiertes Unternehmen sein, um das Schuldscheindarlehen aufzunehmen. Kreditgeber müssen keine Banken sein, zunehmend agieren Non-Bank-Lenders als Investoren.

Ein Vorteil für die Darlehensgeber ist, dass der Zinssatz oftmals oberhalb der Kapitalmarktrendite liegt, was das Schuldscheindarlehen daher auch für Investoren sehr interessant macht.

Nachteile

Das Schuldscheindarlehen ist kein Wertpapier und demgemäß ist auch die Handelbarkeit einschränkt. Daher ist eine sehr gute Bonität für Schuldscheindarlehen ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Üblicherweise ist eine vorzeitige Auflösung des Darlehens beim Schuldscheindarlehen in der Regel nicht möglich.

Daten & Fakten zum Schuldscheindarlehen zusammengefasst.

-        Das Schuldscheindarlehen ist ein Darlehensvertrag nach §§ 488 ff. BGB. und kein Wertpapier.

-        Ein Schuldscheindarlehen besitzt spezielle Kündigungsrechte, welche vertraglich nicht ausgeschlossen werden können.

-        Der Darlehensvertrag unterlieg keinen Formanforderungen.

-        Die Emission von Schuldscheindarlehen ist einfach, schnell und günstig. 

-        Das Minimum für Schuldscheine liegt etwa bei 15-20 Mio. Euro, während sich eine Anleihe meist erst ab einem deutlich höheren Volumen lohnt.

-        Der bürokratische Aufwand ist wesentlich geringer als bei Anleihen.

-        Die Laufzeit beträgt in der Regel 2-15 Jahre (>15 Jahre möglich)

Fazit zum Schuldscheindarlehen

Das Schuldscheindarlehen hat sich von einem Nischen-Produkt zu einer guten Alternative auf dem Finanzierungsmarkt entwickelt. Die Emittenten wissen den günstigen und schnellen Emissionsprozess sehr zu schätzen und profitieren zudem von der fortgeschrittenen Standardisierung. Für Investoren ist der Schuldschein eine gute Alternative zum Kapitalmarkt.

Sie haben Interesse an einem Schuldscheindarlehen? Kontaktieren Sie uns gerne unverbindlich.

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